Wutanfälle, Wutausbrüche, Zorn, Rage. Eltern sind oft hilflos.

Warum haben jüngere Kinder mehr Wutausbrüche

An Warum ist das so, dass in der Regel jüngere Kinder eher und öfter Wutausbrüche oder Wutanfälle haben als ältere Kinder bzw. Jugendliche?

Es liegt an der Entwicklung des Gehirns und der Persönlichkeit. Das Repertoire, wie wir mit Störungen umgehen, ist am Lebensanfang noch sehr eingeschränkt und erweitert sich erst mit der Zeit. Ein Baby hat nur eine Möglichkeit auf z.B. Hunger zu reagieren. Es schreit. Im Laufe der Kleinkindphase lernt es, dieses Gefühl besser auszuhalten und viel gefasster damit umzugehen. Irgendwann ist das Kind soweit, selbst an den Kühlschrank zu gehen.

Dieses Prinzip können wir auch auf die Wut anwenden. Irgendetwas macht das Kind wütend und zu dem Zeitpunkt ist seine einzige Strategie, zu schreien, beißen, treten, hauen usw. Es hat noch keine weiteren mentalen Fähigkeiten, um mit seiner Wut anders umzugehen. Ein paar Jahre später sieht das anders aus. Entweder hat das Kind bzw. dann der Teenager gelernt, seine Wut anders abzubauen (prima), oder er „kontrolliert“ sie und schluckt sie runter (Mist). Nach außen sieht es auf jeden Fall so aus, als ob er angemessen auf Situationen reagieren kann.

Wutausbrüche sind Notfallprogramme unserer Kinder.

Ein Ereignis triggert unsere Alarmzentrale, die Amygdala im Gehirn. Wenn der Hippocampus keine Entwarnung gibt, wird in den Notfall-Modus geschaltet. Das bedeutet, dass unser Präfrontaler Cortex mit seinen ganzen Strategien, logischem Denken usw. abgeschaltet wird und das Stammhirn übernimmt. Das kennt nur Kampf, Flucht, Erstarrung. Ist Ihr Kind ein wütendes, dann ist die bevorzugte Reaktion des Stammhirns der Kampf.
Ich sage Eltern oft, dass sie froh sein können, wenn ihr gefühlsstarkes Kind mit Kampf reagiert, denn dann ist wenigstens noch Leben in der Bude. Bei der Erstarrung nicht mehr, da ist Resignation und das Kind hat aufgegeben. Nicht schön.

Also, das Stammhirn wurde aktiviert und jetzt ist Überlebenskampf angesagt: Der Wutanfall äußert sich mit schreien, beißen, treten, hauen, Türen schmeißen, das ganze Programm. Manche Kinder sind sogar wütend bis zum Erbrechen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Oft wegen nix und wieder nix. Das Kind wird wütend, weil das Brot falsch geschnitten wurde, die Lieblingshose in der Wäsche ist, der Ausflug doch nicht stattfinden kann, die Eltern zu etwas nein gesagt haben, usw.

Warum um alles in der Welt interpretiert das Gehirn solche Lappalien als gefährlich und reagiert mit Überlebenskampf und Wutausbruch? Weil das Stammhirn in der Vergangenheit mal was falsch verstanden hat und der Hippocampus das so abgespeichert hat. Dieses Missverständnis gilt es aufzulösen. In meinen Sitzungen mit den Kindern machen die dieses Auflösen auf wirklich großartige Art und Weise, so dass die Wutanfälle seltener und kürzer und weniger heftig sind. Nicht selten verschwinden sie ganz.

Kleine Anleitung für Sie

Bis Sie mit Ihrem Kind für eine Sitzung bei mir waren, kann ich Ihnen einen konkreten Tipp geben, wie Sie im wütenden Alltag besser die Nerven behalten und Dampf für sich rausnehmen:

Geben Sie diesem wütenden Anteil Ihres Kindes einen Namen. Überlegen Sie zusammen mit Ihrem Kind, wie der wütende Anteil von ihm heißen soll. Reinhard oder Friedrich, oder bei Mädchen vielleicht Sabine oder Hildegard?
Besprechen Sie zusammen die Eigenschaften von Reinhard oder Hildegard: wie ist sie so, wie lange bleibt sie, wann kommt sie meist?

Denn dann können Sie, wenn der nächste Wutausbruch im Anmarsch ist oder schon tobt, sich selbst sagen: „Ah, Hildegard ist zu Besuch. Alles klar, kenne ich. Die bleibt jetzt eine halbe Stunde, wir müssen außer Reichweite bleiben, da die um sich schlägt, reden bringt nichts da sie eh nicht zuhört – ok, ich weiß Bescheid, krieg ich hin.“

Sie werden merken, dass das ganz oft für Sie selbst Entspannung bringt, statt sich selbst mit aufzuregen. Probieren Sie es aus!

Wollen wir einfach mal unverbindlich telefonieren? Hier können Sie sich selbständig einen Termin aussuchen, damit Ihr Kind bald nicht mehr unter Ängsten, Wutanfällen oder Schulproblemen leiden muss.